Einführung
Aufgrund der positiven Erfahrungen und neuer technischer Möglichkeiten entwickelte die Konstruktionswerkstätte in Thun den Panzer 61 weiter. So sollte er unter anderem Gummiraupen, einen Stabilisator, erhöhte Motorenleistung und Verbesserungen an Richtmitteln und Aggregaten erhalten. Der modifizierte Panzer 61 erhielt neu die Bezeichnung Panzer 68 (Pz 68).
Panzer 68, 1. Serie (Pz 68)
Die wesentlichen Modifikationen gegenüber dem Panzer 61 waren:
- Stabilisationsanlage für die Hauptwaffe
- 7,5-mm-Maschinengewehr anstelle der 20-mm-Kanone
- Neues Zielgerät mit 2,7- und 8-facher Vergrösserung und geänderter Vorrichtung zur Distanzeinstellung
- Neues Telemeter mit geänderter Vorrichtung zur Distanzeinstellung
- Hauptmotor von MTU mit 660 PS
- Getriebe mit 6 Rückwärtsgängen
- Breitere Raupenkette mit Gummipolster
- ABC-Anlage, die ohne das Tragen der Schutzmasken auskommt
- Neue Heizung im Kampf- und Fahrerraum
- Spannrad mit Gummibandage
- Hülsenauswurföffnung im Turm
- Aufmunitionierungsöffnungen beidseits in der Wanne
- Gepäcknetz hinten am Turm
- Funkgeräte vom Typ SE-412
- Fest montierte Fahrzeugbeleuchtung am Bug
Die Auslieferung an die Truppe erfolgte in den Jahren 1971 bis 1974.
Panzer 68, 2. Serie (Pz 68 AA2)
1974 beschloss das Parlament den Kauf von weiteren 50 Panzern 68. Die überraschend kleine Bestellmenge erklärte sich daraus, dass bei der 1. Serie technische Mängel auftraten und sich gegenüber dem Panzer ein gewisses Misstrauen entwickelte. Die Unsicherheit in der Schweizer Armeeführung führte zu Überlegungen, künftig doch wieder auf ausländische, bewährte Produktionen zurückzugreifen. Die Resultate einer Vergleichserprobung mit ausländischen Panzern verstärkte solche Bestrebungen. Doch die Zeit drängte. Um die veralteten Leichten Panzer 51 AMX-13 (L Pz 51) zeitgerecht und planmässig abzulösen, war eine sofortige Aufstockung der Flotte mit dem Panzer 68 unabdingbar. Mit den Modifikationen gegenüber der 1. Serie sollten vor allem Mängel behoben und die Stand-festigkeit verbessert werden.
Neuheiten gegenüber der 1. Serie:
- Wärmeschutzhülle für die Panzerkanone
- 7,1-cm-Leuchtgeschosswerfer (Lyran) auf dem Turmdach
(zwischen Kommandanten- und Laderluke) - Verschliessbare Panzerhaube für die Ausblickbaugruppe des Zielgerätes
- Trockenluftfilter anstelle des Ölbadluftfilter
- Schwallblech auf dem Bug
- Kotflügel aus armiertem Gumm
Die Auslieferung der modifizierten Panzer erfolgte im Jahre 1977. Die bereits im Einsatz stehenden Modelle der ersten Serie wurden auf den gleichen Stand AA2 nachgerüstet.
Panzer 68, 3. Serie (Pz 68/75)
1975 bewilligte das Parlament die Beschaffung von weiteren 110 Panzern 68. Im Rahmen dieser 3. Serie sollten weiter bestehende technische Mängel behoben werden.
Neuheiten gegenüber der 2. Serie:
- Vergrösserter Turm, um für die Besatzung die Platzverhältnisse zu verbessern
- Integration der Ausblicksöffnungen des Telemeters in die Turmkuppel
- Anpassung des Wannenoberteils im Bereich des Turmlagers
Die 3. Serie erhielt neu die Bezeichnung Panzer 68/75. Die Auslieferung lief im Jahre 1978. Die Massnahmen zur Mängelbehebung erfolgte auch bei den Panzern der Serien 1 und 2. Bei diesen Fahrzeugen blieb aber die Turmform unverändert. Doch die Schwierigkeiten mit dem Panzer rissen nicht ab. Der von der Truppe sehnsüchtig erwartete grössere Turm führte zu neuen Schwierigkeiten, da er das Gewicht des Fahrzeugs um fast zwei Tonnen erhöhte und Getriebe und Fahrgestell zusätzlich belastete.
Panzer 68, 4. Serie (Pz 68/75)
1978 wurden weitere 60 Panzer 68/75 bestellt. Die von der Truppe immer noch gerügten Mängel führten 1979 indessen zum Produktionsstopp und zu einem Sonderprogramm zur grossangelegten Mängelbehebung. Die Produktion lief im Winter 1980 wieder an, die geänderten Punkte erfassten die gesamte Flotte. Die letzten modifizierten Fahrzeuge konnten 1983 ausgeliefert werden.
Panzer 68, kampfwertgesteigert (Pz 68/88)
Die Hälfte der Panzer 68 gliederten sich in die Panzerbataillone vom Typ B der Felddivisionen ein. Da diese vornehmlich als Gegenschlagsbataillone konzipiert waren, bedurfte dies einer Kampfwertsteigerung der Panzer 68/75. Den entsprechenden Kredit bewilligte das Parlament mit dem Rüstungsprogramm 1988.
Das Programm sollte 195 Panzer 68 betreffen. Infrage kamen nur Fahrzeuge mit dem grossen Turm. Weil davon nur 170 Stück vorhanden waren (3. und 4. Serie) wurden noch einmal 25 Türme neu gefertigt und auf Fahrwerke der 2. Serie aufgesetzt.
Die wesentlichen Änderungen waren:
- Einbau einer hochmodernen Feuerleitanlage mit Laserentfernungsmesser
- Einbau einer Brandunterdrückungsanlage
- Einbau einer neuen Kommandantenluke
Die Bezeichnung der kampfwertgesteigerten Fahrzeuge war Panzer 68/88. Zum Zeitpunkt der Kampfwertsteigerung wurden die Panzer 68 der Serien 1 und 2 einer letzten Änderungsaktion unterzogen (AA5), die aber nur Details betraf. Die augenfälligste Änderung war dabei der Übergang zur Flecktarnbemalung.
Panzer 68 im Ausland
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre versuchte die Schweizer Armee, den Panzer 68 nach Österreich zu verkaufen. Obwohl Erprobungen im Vergleich mit dem amerikanischen M60 eigentlich gute Resultate ergaben, verhinderte die in der Schweiz losgebrochene Diskussion um die Kriegstauglichkeit des Panzer 68 einen Vertragsabschluss.
Die mit dem Panzer 68 AA5 ausgerüsteten Bataillone wurden im Jahre 2000 aufgelöst und die Fahrzeuge liquidiert. Die ab 2004 nicht mehr gebrauchten Panzer 68/88 sollten verkauft werden. Es fanden Verhandlungen mit Thailand statt, die aber erfolglos blieben.
So liess die Armeeführung die restlichen Panzer 68 verschrotten. Seither verzichtet die Schweiz auf Panzer der Marke Eigenbau.