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Schweizer Panzer – Eigenentwicklungen

Schweizer Panzer 68

Einführung

Die Schweiz war für die Rüstungsbeschaffung – insbesondere bei Panzerfahrzeugen – ganz auf das Ausland angewiesen und erlebte zweimal, welche Herausforderungen mit dieser Abhängigkeit verbunden waren. Unter der Leitung der Kriegstechnischen Abteilung startete die Eidgenössische Konstruktionswerkstätte 1951 das Projekt «KW 30». Ziel war, gemeinsam mit ausgewählten Industriefirmen einen Schweizer Panzer der «Gewichtsklasse 30 Tonnen» zu entwickeln.

Vielversprechende Ergebnisse zeigten 1957 erste Gehversuche mit dem Prototyp Panzer 58 (Pz 58). Obwohl sich dieser quasi noch auf dem Reissbrett befand, beschloss die Armeeführung mit dem Rüstungsprogramm 57 die Beschaffung einer Vorserie von zehn Fahrzeugen.

Die erste Schweizer Eigenproduktion erfuhr weitere Modifikationen und Verbesserungen. Mit dem Rüstungsprogramm 61 bestellte das Parlament 150 Fahrzeuge – der Panzer 61 (Pz 61) lief vom Band.

Damit gelang der Schweizer Industrie ein respektabler Wurf.
Mit Ausnahme des Motors von Mercedes aus deutscher und der Turmsteuerung aus französischer Produktion stammten alle Bauteile aus der Schweiz. Trotz einiger konzeptioneller Mängel erwies sich der Panzer 61 als zuverlässiges, truppenfreundliches Kampffahrzeug.

Bis weit in die 1990er Jahre brachten neun Modifikationen kleinere und grössere technische Verbesserungen. Ursprünglich plante die Armeeführung, mit dem Panzer 61 die Panzerjäger G13 abzulösen. Da sich die G13 aber in einem sehr guten Zustand befanden, nutzte man ab 1965 den Panzer 61 für die Bildung von weiteren Panzerbataillonen.

Die neue Truppenordnung

Die Truppenordnung 61 vollzog endgültig den Schritt zur Mechanisierung der Schweizer Armee.
Vorgesehen war:

  • Panzerabteilungen in Panzerregimenter überführen und in mechanisierte Divisionen einzugliedern
  • Leichtpanzerabteilungen in Aufklärungsbataillone umwandeln und mechanisierten und Felddivisionen zu unterstellen
  • Panzerjägerabteilungen durch Auflösen der leichten Brigaden neu in die Felddivisionen einzugliedern
  • Panzergrenadiere erstmals in reinen Panzergrenadierkompanien zusammenzufassen

Die Panzerwaffe wächst

Beflügelt durch den Erfolg der Eigenentwicklung, modifizierte die Schweizer Industrie in den 1960er Jahren den Panzer 61 weiter – die Geburtsstunde des legendären Panzers 68 (Pz 68).
Zu den Verbesserungen gehörten unter anderem eine Stabilisationsanlage für die Hauptwaffe, ein stärkerer Motor, ein Getriebe mit sechs Rückwärtsgängen, verbreiterte Raupenketten mit Gummipolster und ein Gepäcknetz hinten am Turm.

Das Parlament beschloss im Juni 1968 den Kauf von 170 Panzern 68. Sie lösten nun die Panzerjäger G13 ab, die schon seit über 25 Jahren im Dienst standen.

1974 bestellte die Armeeführung eine weitere Serie von 50 Panzern 68. Allerdings war Vorsicht geboten bei dieser Beschaffung, da bei der ersten Serie technische Mängel auftraten. Man verglich in einer Erprobung den Panzer 68 mit ausländischen Modellen derselben Generation. Dabei schnitt der Panzer 68 nicht besonders gut ab. Aber der Zeitplan drängte, da die veralteten Leichten Panzer 51 abgelöst und die Panzerflotte dringend eine weitere Aufstockung benötigte.

1975 bewilligte das Parlament zusätzliche 110 und drei Jahre später noch einmal 60 Panzer 68. Die dritte und vierte Serie erhielt einen grösseren Turm, die Bezeichnung lautete neu Panzer 68/75.

Die Behebung der seit der Einführung aufgetretenen Mängel kam nur schleppend voran. Der damalige Waffenchef der mechanisierten und leichten Truppen formulierte einen Brief an seine Vorgesetzten, in dem er jegliche Verantwortung für die mit dem Panzer 68 ausgerüsteten Truppen ablehnte, solange die technischen Probleme nicht behoben würden. Der Brief gelangte an die Presse – der Schweizer Panzerskandal war perfekt.

In der Folge liess der Bundesrat die Produktion der vierten Serie von Panzern 68 stoppen und willigte dem Mängelbehebungsprogramm «V80» zu – mit Erfolg. Die Produktion der unterbrochenen Serie konnte im Winter 1980 wieder aufgenommen, die letzten Fahrzeuge 1983 ausgeliefert werden.

Das Ende der Schweizer Panzerproduktion

Bereits in den 1970er Jahren liefen in der Schweiz verschiedene Projekte für einen neuen Schweizer Panzer. 1978 erhielt die Firma Contraves als Generalunternehmer den Entwicklungsauftrag für den Neuen Kampfpanzer (NKPZ). Unglücklicherweise fiel die erste Präsentation, anhand von Plänen und einem Holzmodell, genau in die Zeit des Panzerskandals. Unter dem Eindruck der heftigen Kontroversen um den Panzer 68 erschienen die Risiken für den NKPZ als zu gross; im Dezember 1979 sistierte der Bundesrat das Vorhaben.

Die Angleichung

Nach der Ablösung des Centurion durch den Panzer 87 Leopard sollte die Panzer-68-Flotte eine Kampfwertsteigerung erfahren. Hauptelement war der Einbau einer moderneren Feuerleitanlage, welche die Wahrscheinlichkeit eines sogenannten Erstschusstreffers erhöhte. Aus dem Panzer 68/75 wurde der Panzer 68/88.

 

Schweizer Panzer 61
Panzer 61 der Panzer-Rekrutenschule während der Schiessausbildung, Schiessplatz Hongrin, 1985. (Archiv Martin Haudenschild)

 

Schweizer Panzer 68
Panzer 68/88, Waffenplatz Thun, August 1999. (Archiv Stiftung HAM)
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